Was ist Yoga?

Yoga ist als Übungsweg neben der indischen Heilkunst Ayurveda und dem chinesischen Taoismus eine der ältesten Wissenschaften, die sich mit der Gesamtheit des Menschen beschäftigt.
Yoga ist mindestens seit 3500 Jahren überliefert, aber vermutlich noch viel älter.
Das Wort Yoga geht auf die indogermanische Wurzel “yuj” zurück, was “anschirren”, “zusammenführen”, “zusammenbinden”, “anjochen” bedeutet.
Zur Zeit 1500 v. Chr., als Indien von den Indoarien erobert wurde, war neben dem Führen der Streitwagen und der Pfeil und Bogen Kunstfertigkeit das Anjochen/Anschirren der wilden Rösser eine Disziplin, die hohe geistige und körperliche Kraft und Geschicklichkeit erforderte. Die wilden Rösser symbolisierten die fünf Sinne, die es zu zügeln und vor den Wagen zu spannen gilt, der den Körper darstellt. Der Geist ist also der Wagenlenker, der bestimmt, wohin sich Sinne und Körper bewegen sollen.

Der Begriff Yoga wurde schon sehr früh für alle Techniken der Verinnerlichung, Konzentration und Verbindung mit etwas Höherem, dem Göttlichen, verwendet.
Dennoch ist Yoga nicht als Religion einzuordnen, sondern als Philosophischer Lebensweg.
Der Buddhismus entwickelte sich um das 5./6. Jahrhundert v. Chr. in Indien. Da der historische Buddha selbst jahrelang Yoga praktizierte, finden sich viele Elemente des Yoga in der Heilslehre des Buddhismus.
Yoga ist daher für Menschen aller Religionen und auch Menschen, die sich keiner Religion zugehörig fühlen (Atheisten) geeignet.

Yoga unterscheidet sich von Gymnastik oder Sport, da es außer der körperlichen Komponente alle Facetten des Seins anspricht und bedient. Laut yogischer Philosophie besteht der Mensch aus einer Seele, die eine körperliche und geistige Erfahrung macht.

Der Weise Patanjali hat in eine der ältesten yogischen Schriften, dem Yoga Sutra, in 195 Versen die Essenz des Yoga und den achtgliedrigen Pfad Ashtanga beschrieben.

Wer Patanjali war bleibt bis heute ein Mysterium. Er gilt als ein Meister und als ein Naga – Schlangenwesen. Oft wird er mit dem Oberkörper als Mann mit gefalteten Händen im Anjali Mudra dargestellt, der Unterkörper als zusammengeringelte Schlange mit mehreren Schlangenköpfen ausgebreitet wie ein Schirm über seinem Kopf.
Patanjali besteht aus 2 Wörtern: Anjali – Verneigung mit gefalteten Händen und Pata – meisterhaft. Dies drück als meisterhafte Verneigung die Demut vor diesem Vater des Yoga aus. Wann er gelebt hat ist ebenfalls nicht genau bekannt – etwa zwischen 200 v. Chr. und 400 n. Chr. Da sein System große Ähnlichkeiten mit dem Buddhismus hat, nimmt man an, dass Patanjali und Buddha sich in irgendeiner Weise gegenseitig beeinflusst haben müssen.

Achtgliedriger Pfad des Patanjali – Ashtanga

Im Yogasutra des Patanjali wird der Achtgliedrige Pfad Ashtanga beschrieben und erklärt. Dies sind praktische, lebensnahe, bis heute aktuelle Lebenspraktiken und -weisen, die es dem Yogi bzw. der Yogini ermöglicht ein bewusstes, friedvolles Leben im Einklang mit sich selbst, anderen Lebewesen und der Umwelt zu leben und schließlich im Zustand des Yoga – Samadhi – die reine Erkenntnis und Erfahrung des selbst zu erlangen. Also die vollständige Ruhe des Geistes.

1. Yamas: ethische Prinzipien im Umgang mit der Umwelt

Ahimsa – Gewaltlosigkeit

Satya – Wahrhaftigkeit

Asteya – Nicht stehlen

Brahmacharya – das richtige Maß in allen Dingen finden

Aparigraha – nicht horten

2. Niyamas: persönliche Prinzipien im Umgang mit sich selbst

Sauca – Reinheit

Santosha – Zufriedenheit

Tapas – Selbstdiziplin

Svadhyaya – Selbstreflexion

Ishvara Pranidhana – Hingabe an eine größere Kraft

3. Asana – Körperhaltungen

“Unser Körper ist ein kostbares Geschenk, wir sollten ihn sorgsam pflegen. Denn er ist der Ort unseres Erwachens und unserer Erleuchtung.” Jataka-Erzählung aus dem Leben Buddhas

Asana ist bei uns in Europa, in den USA und anderen sagen wir “westlichen” Ländern das, was die meisten unter Yoga verstehen. Anhand des 8-gliedrigen Pfades nach Patanjali können wir aber erkennen, dass Asana EIN Teil des Weges ist, der zur “Erleuchtung” führt. Yoga ist eine spirituelle Praxis, die NATÜRLICH auch über den Körper geht, denn er ist eine Dimension unseres seins.

4. Pranayama – Atemkontrolle

“Wenn der Fluss des üblichen Atems – unter der Voraussetzung einer guten Körperhaltung – ausgedehnt wird, dann ist das Pranayama, die Atemtechnik des Yoga.
prana = Lebenskraft
yama = sammeln oder zurückhalten
Durch Pranayama wird Prana gesammelt und im Körper gehalten, um die Lebensenergie zu erhöhen.

5. Pratyahara – Zurückziehen der Sinne

Die Sinne vom außen nach innen zurückzuziehen und sich absolut auf das Objekt zu konzentrieren, mit dem man sich gerade beschäftigt. Sich nicht ablenken zu lassen, reinigt die Sinne und das Innenleben wird kraftvoll.

6. Dharana – Konzentration

Wenn Denken und Fühlen für längere Zeit auf ein Thema ausgerichtet bleiben, entsteht tiefe Konzentration.

7. Dhyana – Meditation

Eine tiefe Konzentration führt zum Zustand der Meditation. Der Verstand soll ausgeschaltet werden, um die Inuition zu schulen.
“Quiet the mind, and the soul will speak.” – Jaya Ma Sati Bhagavati

8. Samadhi – Vollkommene Erkenntnis

Der Zustand inneren Friedens mit sich und der Welt. Der Zustand der absoluten Freiheit und inneren Glückseligkeit – das Ziel des Yoga.

Wie ihr gelesen habt, ist Yoga ein Weg, der umfangreicher nicht sein könnte – er wurde über Jahrtausende überliefert, ständig an den neusten Stand der Wissenschaft angepasst und das Ergebnis in unserer Gegenwart ist – Yoga ist und bleibt gefragt ohne Ende.
Ich bin dem Yoga so sehr dankbar, dass er existiert und ich die Möglichkeit hatte und habe, diesen Weg kennen zu lernen und gehen zu dürfen. Ich liebe Yoga, weil es niemanden ausschließt, es gibt für jeden Menschen eine Form Yoga zu praktizieren. Um ehrlich zu sein kann ich nur sagen: Yoga hat mein Leben gerettet. Mehr zum Thema wie mein persönlicher Yoga Weg aussah und wie ich aktuell praktiziere kannst du bald in einem neuen Blogpost lesen!
Wenn du mehr über den 8-stufigen Pfad des Patanjali lesen möchtest, lies dir gerne meinen Blogpost ……….. durch.

“Yoga will die Menschen in einen Zustand führen, der sie unabhängig, handlungsfähig und so frei wie möglich macht – ein Anliegen, das nie an Aktualität eingebüßt hat!”

– Anna Trökes